Vertreter der Regierung in Kiew und prorussische Separatisten haben heute in Odessa einen bis Jahresende dauernden Weihnachtsfrieden beschlossen. Während der Vertragsunterzeichnung kam es in Folge feierlicher Gefechte zu 52 Toten.
„Es war ein emotionaler Moment“, erklärt ein Soldat mit Tränen in den Augen, da er bei den Friedenskämpfen mit Tränengas besprüht wurde. „Präsident Poroschenko und Rebellenführer Andrej Purgin haben unterschrieben und sich die Hände gereicht und gemeint: ‚Dieser Friede wird vier Wochen lang bestehen’“, erzählt er weiter, während er mit seinem Visier nach feindlichen Kämpfern sucht. „Es gibt also doch noch Weihnachtswunder!“
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht aber Lücken im Detail. „Laut Vertrag dürfen beide Seiten keine sogenannten schweren Waffen mehr verwenden. Wobei sie unter ‚schwer’ die Definition ziemlich offen auslegen und ausschließlich Bäume, Felsbrocken und Gegenstände über vier Tonnen dazuzählen. Weiterhin erlaubt sind leichte Waffen wie zum Beispiel Lenkraketen aus Aluminium.“
Die Lage in der Ukraine bleibt für Außenstehende weiterhin verwirrend. Die aktuellen Anti-Kriegs-Demonstrationen werden überschattet von Anti-Anti-Kriegs-Demonstrationen. „Wir Ukrainer und Russen sind eigentlich alle vom selben Blut. Wir müssen uns endlich versöhnen“, versucht ein bis an die Zähne bewaffneter Priester Einigkeit herzustellen. „Egal ob radikale Rechte, radikale Linke, radikale Gemäßigte. Was uns alle hier eint, ist das Radikale“, erklärt der radikal-radikale Friedensaktivist Juri G. „Wir müssen uns jetzt alle zusammentun und den Frieden durchsetzen. Notfalls auch mit Gewalt.“
Dass der Friedensvertrag ausgerechnet jetzt unterzeichnet wurde, ist kein Zufall. Weihnachten gilt in der Ukraine als zweithöchster Feiertag, gleich nach dem Tag der jährlichen Song Contest Übertragung.
ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz verfolgt die Geschehnisse aus der Distanz: „Ich versuch so nah wie möglich dran zu bleiben und zoom ab und zu auf Google Earth in die Ukraine hinein“, erklärt der ÖVP-Jungspund. „Aber mein Computer baut die Grafiken immer so langsam auf, ich seh eigentlich nicht all zu viel.“
(Jürgen Marschal. Foto: snamess, Flickr)
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„Wir müssen uns jetzt alle zusammentun und den Frieden durchsetzen. Notfalls auch mit Gewalt.“
Genauso wie in der Kindererziehung. Nur so löst man Probleme.
Das ist jetzt neben den Östereicher_innen_ern mein absoluter Lieblingsartikel! Großartige Arbeit!
Guten Abend Herr Marschal!
Grüße aus Kiew! Hier ist alles ruhig; mit ihrer Darstellung der Sitution im Osten düften Sie (leider) aber gar nicht so falsch liegen….
Alles Gute!
„beschiessen Weihnachtsfrieden“ wäre im Titel noch pointierter..
schönheitsfehler: der weihnachtsfrieden dauert bis jahresende – in der ukraine feiert man weihnachten aber erst im januar… das macht den ansonsten gut getroffenen artikel ein bisserl kaputt
nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Russland feiert man Weihnachten erst am 7. Jänner.
Das liegt daran, dass im kirchlichen Bereich teilweise (wie in eben in Osteuropa) noch nach dem julianischen Kalender und nicht nach dem wissenschaftlich genutzten gregorianischen Kalender gerechnet wird. Diese beiden Kalender weisen eine Differenz von 13 Tagen auf. Wenn also zum Beispiel laut dem gregorianischen Kalender der 7. Januar ist, dann hat man laut dem julianischen erst den 25. Dezember (orthodoxes Weihnachtsfest).
Also hats irgendwie dann doch seine Richtigkeit :)