Nicht weniger als 2.250 Euro: So viel zahlt jeder einzelne von Österreichs vier Millionen Haushalten für den Energiekostenzuschuss für Großkonzerne. Im Gegensatz zur ORF-Haushaltsabgabe wurde dieses 9-Milliarden-Hilfspaket allerdings von der Regierung ohne große Diskussion durch das Parlament gepeitscht.
WIEN – Es sind Szenen, die berühren: Vorstandsvorsitzende, die ihren Beluga-Kaviar nicht mehr anrühren. Tiroler Seilbahn-Unternehmer, die mit apathischem Blick stundenlang ihre Runden mit der Gondel drehen. CEOs, die ihren Wochenendurlaub mit sieben Edel-Escorts in Dubai absagen. Sie sind die Opfer der Energiekrise, die viel zu oft übersehen werden.
„Neun Milliarden, das ist immerhin besser als nix… eine schöne Geste, ein symbolischer Akt“, lächelt ein Unternehmer. Es ist ein resigniertes Lächeln, das aber auch trotzig-kämpferisch wirkt. „Immerhin können wir so unseren Kopf über Wasser halten. Stichwort neuer Infinity Pool in meiner Döblinger Gründerzeitvilla.“
Neun Milliarden – zu viel zum Sterben, aber zu wenig zum Leben im Superreichen-Jetset.
Sparzwang
In Österreichs Großkonzernen ist sparen angesagt. Um etwa die Austragung der wöchentlichen Squash-Partie des XXXLutz-Vorstandes im Bernsteinzimmer des Burj Khalifa trotz der Krise langfristig abzusichern, hat man sich darauf verständigt in Zukunft sparsamer mit öffentlich lukrierten Geldern umzugehen.
„Wir haben nach unserem Firmensitz und unseren Markenrechten auch den Hauptwohnsitz der Familie Putz nach Malta verlegt. So sparen wir uns künftig die ORF-Haushaltsabgabe“, erklärt Vorstandssprecher Günter Tolar und nickt in Richtung des vergoldeten NO-GIS-Fernsehers in seinem Büro.
Land geeint
Während Boulevardmedien und Oppositionsparteien wie die FPÖ die Finanzierung des ORF harsch kritisieren, herrscht bei der Finanzierung von Österreichs Millionären und Milliardären Einigkeit. Die Staatshilfe für Großkonzerne durch die Steuerzahler geht ohne Kritik und ohne öffentliche Diskussion über die Bühne.
Medienmacher Wolfgang Fellner erklärt: „Ich werde ja nicht Stimmung machen gegen die Firmen, die bei mir dann Sonderbeilagen buchen.“ Er zeigt auf die 18-Seitige Broschüre „OMV – Ich will ein Kind von dir!“, die heute jeder oe24-Zeitung beiliegt. „Außerdem ist Propaganda gegen den ORF viel geiler“, lacht Fellner und arbeitet an einer Fotomontage weiter, die Armin Wolf mit Teufelshörnern und Dollarzeichen in den Augen zeigt. Diese erscheint exklusiv im neuen 300.000-Euro-Newsletter von oe24.
Andere Maßstäbe
Während dem ORF von Medienministerin Susanne Raab ein striktes Sparkorsett angelegt wird, gelten für Großkonzerne andere Maßstäbe: Sie werden für Energieverschwendung belohnt. Für Raab ein logischer Schritt: „Die OMV, Voest oder Mayr-Melnhof berichten ja auch nicht kritisch über uns, wenn, also, sobald wir einen neuen Korruptionsskandal liefern. Wer jetzt wegen dem Radio-Symphonie-Orchester rumjammert, kann sich bei Martin Thür bedanken für seine bösartigen Stasi-Fragen.“
Von den Grünen liegt folgende Reaktion vor: „…………. …………. …….“, erklärt Parteichef Werner Kogler. „………………. ……… ……….. ………….“, fügt Sigi Maurer hinzu. Dann beenden sie das Interview, sie müssen wieder im Parlament mit der ÖVP neue Milliardenhilfen beschließen.
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Das wäre alles sehr lustig, wenn es nicht die absolute brutale Wahrheit wäre, 😭
Ja, der Satireanteil der Tagespresse wird verschwindend gering. Ist aber auch verständlich bei DER Politik und Medienlandschaft …
In den ÖVP Hinterzimmern ist vermutlich bereits eine neue Champuspipeline angeschlossen weils für die nur WIN WIN WIN ist …
Konzerne die sich bei der ÖVP erkenntlich zeigen – WIN
Endlich wird diesem lästigen ‚Rotfeindfunk‘ das Maul gesopft – WIN
Man Profiliert sich als ‚Retter der Wirtschaft‘ die von Grünen und der EU und den bösen Sanktionen ja sowas von kaputtgemacht wurden – WIN
Es ist zum speibn …
Manchmal bleibt einem wirklich das Lachen im Arsch stecken
Herr Sobotka ?
“ Squash-Partie im Bernsteinzimmer“ – welche Substanzen verwendet Ihr? – Egal, ich will das Zeug auch!
Buahahahaha, die Reaktion der Grünen – herrlich auf den Punkt gebracht!
Danke!
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand, der im Parlament für die Finanzhilfen gestimmt hat, in den nächsten Jahren bei einem der Großkonzerne angestellt sein wird?
Unmessbar groß!
die Wahrscheinlichkeit beträgt etwa 49.000
49000 Prozent
Sicher wesentlich höher, als im Radiosymphonieorchester übernommen zu werden!