Es waren bange Stunden für Österreichs Medienbranche. Jetzt herrscht große Erleichterung in den Redaktionen. Twitter-CEO Elon Musk sperrte die Konten mehrerer unabhängiger Journalistinnen und Journalisten, doch aus absolut unerfindlichen Gründen sparte er Österreich aus.
WIEN – „Natürlich zittert man da“, sagt Richard Grasl, Co-Chefredakteur des Kuriers, Geschäftsführer des Profils und Herausgeber der Motorboot-Revue. Trotz seiner weltweit bekannten Unabhängigkeit von der ÖVP Niederösterreich wurde Grasl überraschenderweise nicht gesperrt.
Auch aus der Kronen Zeitung werden keine gesperrten Accounts gemeldet. „Wir wären klarerweise eine willkommene Zielscheibe, wir stehen für kritischen Journalismus und bekommen ja fast kein Geld vom Staat“, sagt Herausgeber Christoph Dichand und tupft sich den Angstschweiß mit einigen Inseraten des Finanzministeriums von der Stirn.
Fellner mit Selbstzweifeln
Sogar im Hause des kritischen Investigativ-Mediums „oe24.at“, der österreichischen New York Times, haben alle Accounts der Angestellten Musks Löschtirade unbeschadet überstanden. „Das ist schon unerwartet“, erklärt Wolfgang Fellner.
„Klar freu ich mich, aber als Journalist fragt man sich auch: Waren wir den Mächtigen nicht gefährlich genug? Hat der Biss gefehlt? Hätte der letzte Aufdeckerbericht über Nehammers neuen Golden-Retriever-Welpen, den er aus dem Tierheim gerettet und gegen eine Horde aggressiver Asylbewerber verteidigt hat, in dem er sie eingezäunt hat, kritischer sein können?“
Nachdenklich schaut Fellner auf sein Wandtattoo, ein Zitat von George Orwell: „Journalism is printing what someone else does not want printed: everything else is Austrian journalism.“
Anspannung am Küniglberg
Im ORF, der traditionell völlig unabhängig von politischer Beeinflussung agiert, waren alle besonders angespannt. „Ich habe Tag und Nacht mit Matthias Schrom telefoniert und ihn um Rat gefragt“, erzählt ORF-Politikchef Hans Bürger und knetet seinen ÖVP-Rosenkranz.
Martina Salomon erfuhr noch nicht von den Twitter-Sperren ihrer Kollegen. Sie verbringt ihre Zeit gerade gemeinsam mit Standard-Journalist Thomas Mayer und Ex-Presse-Chefredakteur Rainer Nowak im Meidlinger Sebastian-Kurz-Schweigekloster, um sich kurz vor Weihnachten von ihren Sünden zu befreien.
Ferdinand Wegscheider – völlig unabhängiger Chefredakteur von Servus TV und Kenner der tugendhaften Finanzstrategie „rechte Milliardäre“ – war für eine Stellungnahme ebenfalls nicht erreichbar. Er verbrachte die letzten Tage gemeinsam mit Exxpress-Chefredakteur Richard Schmitt bei einer paramilitärischen Übung der Reichsbürger in Kitzbühel.
Musk sieht keinen Handlungsbedarf
Elon Musk bestätigt auf Nachfrage, dass in Österreich keine Konten gesperrt wurden. Man wolle die Situation aber genau verfolgen und bei Bedarf handeln. „Die Chancen, dass sich in Österreich jemals ein nicht mit Inseraten zugeklebtes, kritisches Medium durchsetzt, dass sich nicht dazu berufen fühlt, Milliardären als Götter zu huldigen, sind allerdings verschwindend gering“ , so ein Sprecher.
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Leider wahr..😥
Leider geil.🤣
Jetzt bin ich doch irritiert: KEINE Konten österreichischer Journalisten gesperrt? Auch keine der Tagespresse???
Herr Jergitsch, was müssen wir daraus ableiten?🥴
Oh mein Gott!😱 Und ich war der Meinung, die Tagespresse wäre das einzige unabhängige und seriöse Medium Österreichs!
Entweder, die haben keine Twitter Konten, oder …. Oh Gott!
Sieht so aus als müsste ich für die Satire heute wieder zur Krone oder OE24 gehen … hier gibts mal wieder nur Tatsachenberichte …
Bitte keine Selbstverständlichkeiten posten.
schon ein bissi ermüdend, diese Kommentare. Jeden Tag das Gleiche. Nimmer lustig.
und der Tagespresse-Twitter-Account ist noch nicht gesperrt? Da gäbe es ja tausend Gründe für E.M.
Austrian journalism – ein Oxymoron 🤦🏻♀️!
Du sagst es. Widersprüchlicher geht’s nicht. Aber glücklicherweise gibt’s ja die TP!
So wie „deutscher Humor“?