Die Teuerung erreicht auch die Formel 1. Wegen stark gestiegener Spritpreise wollen einige Fahrer ihre Boliden stehen lassen – sie fahren die Strecke beim Grand Prix von Österreich lieber mit dem Postbus.
SPIELBERG — „Ich hab mir das alles durchgerechnet, das ist ein Wahnsinn, was du mittlerweile für den Sprit zahlst“, erzählt Max Verstappen und zeigt auf seine Tankrechnung vom letzten Grand Prix in Großbritannien. „Ich muss für meinen Job mobil sein, deshalb hab ich mir einfach ein Ticket für den Postbus gekauft.“ Stolz präsentiert er seinen Fahrschein: Einzelfahrt, 2,40 Euro.
Startschuss
Das Qualifying beginnt. Während die liquideren Fahrer bereits ihre Runden drehen, stehen all jene, die sich den Sprit nicht mehr leisten wollen, am Streckenrand.
„Der Bus sollte eigentlich schon lange da sein, nur noch zwanzig Minuten bis zum Start“, sagt Lewis Hamilton und gleicht den Fahrplan mit seiner Uhr ab. „Hoffentlich kommt der wirklich, haha, der nächste Bus fährt erst wieder am Abend.“ Verstappen beruhigt ihn: „Er hat erst 13 Minuten Verspätung, das heißt gar nichts, der kommt schon noch.“
Endlich ist es soweit. „Grüß Gott, die Fahrscheine bitte“, begrüßt Busfahrer Andreas Götzendorfer seine prominenten Passagiere und kratzt sich im Schritt. „Einmal die Rundfahrt bitte“, sagt Hamilton und zahlt mit einem 200-Euro-Schein. „Ist das genug?“ Der Busfahrer drückt ihm seelenruhig 197,60 Euro in Münzen aus der Kassa.
Dann setzt sich der Bus träge in Bewegung. Die Rennfahrer schauen nervös. „Bitte, kannst bissi schneller fahren, sonst wird das nix mehr mit der Pole Position“, ruft einer. Götzendorfer tippt wortlos auf das Schild über dem Fahrersitz: „Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen“.
Spannung garantiert
Gleich nach der ersten Runde biegt der Bus in die Boxengasse ein. „Motorschaden“, schnauft Busfahrer Götzendorfer, ext seinen ÖBB-Flachmann und lallt eine Durchsage ins Mikrofon: „Ersatzbus wurde angefordert, es kommt zu einem kurzen, dreistündigen Aufenthalt. Wer sich aufregt, kann zu Fuß gehen.“
Endlich kommt der Ersatzbus, die Fahrt kann fortgesetzt werden. Doch zwanzig Meter vor der Ziellinie biegt der Bus von der Strecke ab, die Fahrer schlagen entsetzt die Hände vors Gesicht. „Nächster Halt: Hinterstinkenbrunn Lagerhaus“ verlautbart eine monotone Frauenstimme.
Revolution
„Das ist die Zukunft: Jedes mal Fotofinish wenn der Bus über die Ziellinie rast, weil man nie ganz sicher ist, ob sich jetzt Verstappen, Perez oder Leclerc fester gegen die Windschutzscheibe gepresst hat“, analysieren ORF-Reporter Ernst Hausleitner und Alexander Wurz.
Es scheint, als wäre es der unerträglich langweiligen und sinnlosen Formel 1 gelungen, sich neu zu erfinden und noch langweiliger und sinnloser zu werden.
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Guter Artikel, vor allem der letzte Absatz hat was. Diese neue Generation an umweltbewussten Rennfahrern gefällt mir. Bin mir nicht sicher, ob Niki Lauda mit den Öffis gefahren wäre. Das waren noch andere Zeiten.
Genau der hat sich lieber in den eigenen Flieger gesetzt 😆😅🤣😂
Den letzten Absatz wollte sinngemäß eigentlich ich als Kommentar schreiben. F1 ist in etwa so interessant bzw entbehrlich wie die meisten Facebook Beiträge
100.000 NiederländerInnen können doch nicht irren…🤪
Der letzte Absatz ist der Hammer!
Also ich könnte der Formel 1 mit Öffis schon was abgewinnen, und ich fände es nicht stinklangweilig. Ich kann auch dem Mecky Express im Prater einiges Spannendes abgewinnen.
Interessant ist, ob bei dem Bus der Reifenwechsel auch nur 2,4 Sekunden dauert.