Wiener Pensionist klagt Pensionistin in den Ruin


Das Bild zeigt Strache vor dem Verhandlungssaal mit einem 500€ Schein.
Georges Schneider / photonews.at / Picturedesk (Montage)

In der Pension hat man endlich Zeit für die Dinge, die man wirklich gerne macht. Manche beginnen mit Nordic-Walking, andere spielen beim Heurigen Tarock oder werden ÖVP-Jugendstaatssekretärin. Der Wiener Heinz-Christian Strache, ehemaliger Reiseleiter auf Ibiza, hat endlich auch seine Leidenschaft entdeckt: Er klagt Mindestpensionistinnen, die auf Facebook Zeitungsartikel über ihn teilen.

Echte Medien decken Korruption, Skandale und Postenschacher auf. Oe24 dagegen deckte im Jahr 2022 exklusiv intime Details aus Straches Privatleben auf.

Echte Medien erhalten für ihren Investigativ-Journalismus Auszeichnungen und bekommen Preisgeld. Oe24 dagegen darf sich für seine wertvolle Arbeit über einen „Reverse-Journalistenpreis“ freuen und wurde vom Wiener Landesgericht nicht rechtskräftig mit einer Zahlung von 140.000 Euro an Strache bedacht.

Aber Vorsicht! Einen Artikel aus der Edelfeder von Oe24-Mastermind Wolfgang Fellner auf Facebook zu teilen, kann ebenfalls gewaltig ins Geld gehen. Wie sehr, das musste eine 73-jährige Mindestpensionistin aus Floridsdorf feststellen. Sie teilte Fellners Opus Magnum arglos auf ihrem Facebook-Profil. 

Prompt erhielt die ältere Dame ohne viel Geld am Konto Post von einem Anwalt, der einen älteren Herren ohne viel Geld am Konto vertritt – den Pensionisten Heinz-Christian Strache.

Dieser bezeichnet sich im aktuellen Wahlkampf als „Mensch mit Herz und Verstand“, der die Sorgen der kleinen Leute versteht, und kandidiert als Wiener Bürgermeister. Nach dem ein oder anderen Vodka-Bull scheinen sich Herz und Verstand abzuschalten. 

Screenshot teamhcstrache.at

Hier sind nicht die Mühlen des Gesetzes aktiv, die blind sind vor finanzieller Not. Eine Staatsanwaltschaft ist nicht involviert. Strache selbst reichte eine Privatanklage wegen übler Nachrede gegen die Pensionistin ein, eine bewusste Entscheidung. Spätestens beim Prozess hat er von der prekären finanziellen Situation der Beklagten erfahren. 

Dort erkannte Strache seinen Fehler, weil er ein Mensch mit Herz und Verstand ist, und zog die Klage zurück unterbreitete Strache ihr ein großzügiges Angebot: Für 4.000 Euro sei er bereit, die Sache zu vergessen, schreibt der Standard. Für Strache in seinen besten Jahren ein läppischer Betrag, als Vizekanzler hatte er das damals in einer Woche drin.

Leider wurde der pensionierte Reiseleiter jedoch auf Ibiza Opfer eines dreisten Überfalls, seither braucht er selbst jeden Cent. Das Gegenangebot der Pensionistin, eine Ratenzahlung von 50 Euro im Monat, lehnt Strache ab.

Hätte die Dame den Artikel nicht auf Facebook für ihre kaum 50 Facebook-Freunde geteilt, sondern nur ihren Freundinnen und Freunden im Wirtshaus davon erzählt, wäre das ganze juristisch sauber gewesen. Aber auch das ist wohl wieder eine Logik, der nur Richter folgen können.

Liegt es nun an jedem Leser und jeder Leserin, die Artikel des staatlich subventionierten Oe24 vor dem Teilen auf ihre Rechtmäßigkeit zu überprüfen? Müssen wir uns nun persönlich mit der NASA in Verbindung setzen, um zu kontrollieren, ob wirklich ein Todesasteroid auf uns zu rast? Immerhin: die Dame muss nicht ganzseitig in den Wochenendausgaben von NÖN und Bezirksblättern inserieren. 

Das Landesgericht wollte das Verfahren ursprünglich einstellen. Doch weil das Oberlandesgericht Wien entschieden hatte, dass schon das unkommentierte Teilen eines Oe24-Artikels ein schweres Verbrechen darstellt, bleibt dem Richter nichts anderes übrig, als die Frau zu einer Strafe von 80 Euro zu verurteilen. Strache erhält außerdem 500 Euro Entschädigung zugesprochen.

Tagespresse hilft

Nun, da bei uns in der Redaktion noch 62.757 Euro herumkugeln, die eigentlich für die FPÖ Niederösterreich gedacht waren, uns aber durch den Analphabetismus der klagenden Partei geschenkt wurden, können wir nicht anders.

Wir nehmen Kontakt mit der Pensionistin auf. Die Kosten von 580 Euro gehen auf Die Tagespresse Mediengruppe & Pointenproduktion AG. Denn dass Wolfgang Fellner, die Wurzel des Problems, für sein publizistisches Wirken Verantwortung übernimmt, ist so unwahrscheinlich wie ein Todesasteroid, der uns alle umbringt. 

Noch unklar ist, wie viel Honorar Straches Anwalt von der Mindestpensionistin einfordern wird, aber das dürfte noch einmal saftig werden. Sollte Strache darauf verzichten und der Frau damit Kosten in Höhe von womöglich tausenden Euro ersparen, sind wir bereit, ihm als Gegenleistung ein kleines Dankeschön zu spendieren: eine Sporttasche, prall gefüllt mit einem Gutschein-Code für ein Tagespresse-Abo.

Strache wirbt gerade um die Stimmen der Wienerinnen und Wiener. Dabei bedient er sich der guten alten Optik aus seinen früheren FPÖ-Wahlkämpfen, was überhaupt nicht verzweifelt wirkt. Die Tagespresse liefert HC abschließend noch einige kostenfreie Vorschläge für eine zweite Plakatwelle: 

„Er ist gegen euch, weil er für sich ist“

„Euer Geld für meine Anwaltsmeute“

„Wir helfen zuerst im eigenen Land(esbank-Konto)“

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  1. Weil er anscheinend nicht fähig ist, sich privat beruflich über Wasser zu halten, will er sich also wieder von den Wiener Steuerzahlern durchfüttern lassen. Was für ein jämmerlicher Mensch 🤮!!!!

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