Die Wahlergebnisse zeigen: Die FPÖ punktet vor allem am Land, just in Orten, wo wenige, oft auch gar keine Ausländer leben. Dort herrscht seit Sonntag Aufatmen: Endlich fühlt sich die ansässige Bevölkerung wieder sicher. Ein Lokalaugenschein.
ST. BRUNZSTETTEN AM WALDHÄUSL – „Das ist unser ganzer Stolz“, sagt Bürgermeister Hubert Gruber und führt uns auf den Hauptplatz von St. Brunzstetten am Waldhäusl, eine kleine Gemeinde in Niederösterreich, die zwischen den Dörfern Hühnertodesgeschrei und Beidlhausen am Inzuchtberg liegt. Er zeigt auf eine Tafel, auf der steht: „Ausländerfrei seit 2009!“
„Wir ham mal 2009 einen Ausländer da gehabt, er hat sich bei der Autobahnausfahrt verfahren, das war unser 9/11 sozusagen“, erinnert sich Gruber an die dunkle Vergangenheit und legt einen Blumenkranz an der Stelle nieder, wo der Ausländer einst eine betagte Pensionistin brutal von hinten nach dem Weg gefragt hat. Bis heute ist der Ausländer das Thema Nummer eins im Dorf, dicht gefolgt von dem Gerücht, dass der Sohn vom Scherer-Bauern angeblich pervers ist, weil er sich vegetarisch ernährt.
Sodom und Gomorrha
Hier in St. Brunzstetten am Waldhäusl erhielt die FPÖ die absolute Mehrheit, so wie in vielen Dörfern ohne Zuwanderer. 34 Kilometer entfernt liegt die Weltstadt Wiener Neustadt. „Hoffnungslos verloren, zum Vergessen, Sodom und Gomorrha. Do gibt’s seit kurzem sogar an Kebabstand, das is ja scho Istanbul dort, oder Bagdad, oder noch schlimmer: Wien“, schüttelt Gruber den Kopf und bekreuzigt sich.
Selbst ist er noch keinem Ausländer begegnet. „Ich war bei dem Vorfall im Jahr 2009 zum Glück wildern. Sowas kann einem natürlich immer passieren, aber ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen, sondern freue mich über jeden Tag, den ich ohne Ausländer verbringen darf. Vielleicht fahr ich ja irgendwann einmal ins Ausland und dann ist dort einer, so schnell kann’s gehen.“
Andere Parteien irrelevant
Noch seltener als Ausländer sind In St. Brunzstetten nur SPÖ-Wähler. Deren weltfremde Forderungen kämen hier nicht an. „Kinderbetreuung ist im Dorf ned so wichtig, weil alle Jungfamilien schon vor Jahren in die Stadt weggezogen sind. Und diesen Woke-Gaga, dass die Kinder aus 187 Geschlechtern wählen können, ob’s jetzt a Manderl sind oder a Weiberl oder a Giraffe, und dann gibt’s glei a Hormontherapie mit dem Flascherl, das brauch ma a ned, bei uns im Ort gibt’s a nur a Geschlecht: alte Männer“, so der Bürgermeister.
Auch die Grünen kommen im Ort nicht gut an. Das einzige Grünen-Plakat wurde aber zur Freude der Bewohner beim letzten Hochwasser weggespült, bevor es am Hauptplatz verbrannt werden konnte.
Auch Corona hat man hier nicht vergessen. „Wenn es hier noch ein Wirtshaus gegeben hätte, dann hätte ich dort nicht hingehen können. Leider hat mich die Pandemie meine Frau gekostet, die Gerti hat sich nach der Impfung von mir getrennt, das ist alles gesteuert von… eh scho wissen“, so Bürgermeister Gruber, während er an seinem Bier nippt. „Ostküste.“
Von einer FPÖ-Regierung erhofft er sich eine Erhaltung des Lebensstandards in St. Brunzstetten. „Weil nur die FPÖ die Interessen der Landbevölkerung vertritt: EU-Austritt für weniger Agrarförderungen, Ausländer raus für weniger billige Erntehelfer, und Steuern runter für Großkonzerne.“ Zufrieden öffnet er ein Bier, erstmals seit Jahren spürt Gruber wieder Optimismus.
Erhalten Sie neue Artikel per E-Mail.
No one in this world, so far as I know — and I have searched the records for years, and employed agents to help me — has ever lost money by underestimating the intelligence of the great masses of the plain people. in Mencken, Chicago Tribune 19 September 1926
Es war aber dann doch nur das zu gierige Trinken meines Biers.