Wie ein Mittelfinger gegen den guten Geschmack prangt das Bürogebäude Vio Plaza im Herzen von Meidling, dem nunmehr 23.-schönsten Bezirk von Wien. Ein ästhetisches Schwerverbrechen, das nicht ohne Folgen bleiben darf. Die Tagespresse will das monolithische Ungetüm abreißen lassen, um das Stadtbild wiederherzustellen – helfen Sie mit!
Lokalaugenschein. Schon 100 Meter vor dem Vio Plaza setzt das gefürchtete „Sick-Building“-Syndrom ein: Kopfweh, Schweißausbrüche, starke Übelkeit. Der Anblick ist nicht zu ertragen. Bäume, Grünflächen, Wiesen, auf die man speiben könnte, sucht man hier vergebens.
Praktisch: Der Zaun an der Einfahrt in die Tiefgarage bietet genug Möglichkeiten, um sein Fahrrad abzuschließen.
Betritt man das Gebäude, wird der Brechreiz so stark, dass man sich nicht mehr zurückhalten kann. Durch das frisch Erbrochene im Foyer wirkt die Architektur plötzlich lebendiger, ästhetisch ansprechender und weniger lebensfeindlich – immerhin. Man würde den geschmacklosen Glassarg gerne als höllisch bezeichnen, aber die Hölle ist wenigstens warm.
Überraschend
Das geschmackvoll-kühle Einkaufszentrum überrascht den Besucher mit einem Billa, dem 27. „Action“-Ramschladen Meidlings, sowie einem Vapiano, der dazu einlädt, den schlaffen Büroleib nach einer 10-Stunden-Schicht im Excel Spreadsheet mit leeren Kohlenhydraten anzufüllen.
Praktisch, dass man jetzt nicht mehr auf die kleinen, eigentümergeführten Geschäfte der Meidlinger Hauptstraße angewiesen ist. Die leichte Brise des Aufschwungs, die zuletzt durch die traditionsreiche Einkaufsstraße wehte, ist nun im Keim erstickt.
Nach 30 Sekunden muss das Investigativ-Team der Tagespresse den Besuch in der grotesk hässlichen Bürohölle abbrechen. Das Risiko für bleibende Schäden ist einfach zu hoch. Alle beteiligten Mitarbeiter:innen werden derzeit psychologisch betreut.
Wohltätiger Zweck
Wenigstens ist das alles nicht umsonst. Denn die erwirtschaftete Rendite kommt einem wohltätigen Zweck zugute: Das Gebäude befindet sich im Eigentum einer bäuerlichen Erntegenossenschaft namens Raiffeisen Bank, die seit dem Verlust ihres Russland-Geschäfts 35% ihres Firmenwerts in den Sand gesetzt hat und am Hungerseidenstecktuch nagt.
Denkt denn niemand an die Aktionäre? Was ist schon ein für fünf Jahrzehnte ruinierter Stadtteil gegen ein tiefrotes Investment-Portfolio?
Klar mussten für den Bau kleine Opfer gebracht werden, etwa dieses Gründerzeithaus. Ein hässliches Relikt einer längst vergangenen Zeit, das nur Geld kostet und nix abwirft. Pfui! Richtwertmieten! MRG! Unbefristete Mieter! Wer braucht schon so ein Haus? Weg damit! Die Zukunft gehört den kargen Konservendosen-Kolossen, die ihre Umgebung um 30 Meter überragen.
Man beachte die Werbung im Vordergrund: „Es gibt 1,7 Mio. Gehirne. Nutzen wir sie! Smart City Wien“ – ein guter Tipp, den das Wiener Rathaus selbst beherzigen könnte.
Unsere Forderungen:
Abriss und Neubau eines zum Wiener Stadtbild passenden Gebäudes (90 Meter hoher Schrebergarten) oder zumindest zu Meidling passenden Gebäudes (siebenstöckiges Kebab-Schnitzel-Pizza-Bordell).
Inhaftierung sämtlicher Mitarbeiter:innen des Architekturbüros und Verurteilung zur Höchststrafe (Unbefristetes, lebenslanges Mietverhältnis im Vio Plaza Tower)
Schmerzensgeldzahlungen an alle an Augenkrebs erkrankten Anrainer:innen
Errichtung einer Mahnstätte am Abrissort in Anlehnung an Ground Zero, New York
40 Hiebe mit einem nassen Fetzen für das zuständige Bauamt
Beschlagnahmung weiterer Gebäude im Besitz von Raiffeisen, inklusive dem Burj Mikl-Leitner Kalifat und dem Putin Plaza Perchtoldsdorf
Übernahme der lebenslangen Psychotherapie des Tagespresse-Teams durch die Raiffeisen Bank
„Übernahme der lebenslangen Psychotherapie des Tagespresse-Teams durch die Raiffeisen Bank“
Das geht net, bleibt wie ihr seit! Ich und eine Menge anderer Leser hier brauchen euch täglich wie a Stückerl Brot !
Eigentlich jeder Neubau in Wien 💩💩💩