Reduzierte Zugverbindungen, Personalmangel, zu wenige Garnituren – das Management der ÖBB arbeitet derzeit fieberhaft daran, ihren Fahrgästen den Umstieg aufs Auto schmackhaft zu machen. Ein neuer Plan soll nun auch die letzten Zugreisenden abschrecken: Die ÖBB tarnt ihre Züge ab sofort als „Deutsche Bahn“.
WIEN – „Moingiorno, jutn Tach und Hallöle auf unsrem Railjet ‚Dieter Bohlen‘ von Wien nach Salzburch! Wir sind ’n Tick verspätet, dickes Sorry! Aber jetzt machen wir Vollbambe, dass das Huhn in der Pfanne verrückt wird, dass die Löcher aus’m Käse fliegen, das sach ich euch, mit zwanzig Sachen gehts jetzt gen Westen. Gute Reise wünscht Ihre ÖDB.“ Verängstigt senken Passagiere ihre Handys und Zeitungen. Was ist hier los?
Der Schaffner geht durch und kontrolliert die Tickets. Ein junge Studentin zeigt ihm ihr auf den Oberarm tätowiertes Klimaticket. „Sorry, neee, mach ma halblang, dit gilt hier nich! Raus mit dir, juten Flug, bye, bye, Kartoffelbrei!“
„Kleene Stärkung gegen Kohldampf?“, fragt eine ÖDB-Mitarbeiterin und rollt den Bordwagen durch den Gang. „Wir ham heut zum Bleistift n’schmackhaftes Heringskäsekrainer oder’n Schnitzelbrötchen mit Krautsalat und Currywurst. Oder vielleicht ’n original Wiener Schnitzel von der Pute mit Tunke?“ Zehn Fahrgäste ergreifen die Flucht und verlassen beim nächsten Halt den Zug. Die Maßnahme greift.
Umschulung
Verantwortlich für den neuen Ton ist der Deutsche-Bahn-Ausbildner Rainer Schreckenthaler. „Nach exakt vier Stunden Verspätung schalten wir alle WCs gleichzeitig aus und drehen die Heizung entweder auf 13 oder 33 Grad, Lüftung sowieso gar nicht erst anmachen, das bricht die letzten Fahrgäste psychisch, da ist Dschungelcamp ’n kleener Furz dagegen, das sach ich euch“, schreit er einer Gruppe verängstigter Schaffner:innen ins Gesicht. Einer bricht weinend zusammen.
Nach beruflichen Stationen als Söldner in Liberia, Hundekampf-Leiter in Mecklenburg-Vorpommern, Inkasso-Eintreiber in Weißrussland, und Deutschlehrer am Theresianum, hat Schreckenthaler die Deutsche Bahn in den letzten Jahren zum menschenfeindlichsten Unternehmen Europas geformt. Nun wurde er von den ÖBB angeheuert.
Neuer Standard
Der Bahn-Despot will die Standards des Entwicklungslandes Deutschland in ganz Österreich etablieren. „Wir bei der Deutschen Bahn sagen immer: Autos sind die Zukunft“, so Schreckenthaler. „Dementsprechend handeln wir auch. Neun von zehn Zügen sind unpünktlich, der zehnte Zug geht spurlos verloren und taucht nie wieder auf.“
Der Zug steht jetzt kurz vor Salzburg, am Bahnsteig warten hunderte weitere Gäste, die in die Waggons wollen. Lokführer Dieter Kiemayer aus Mödling (Dienst-Identität: Detlef Detlefsohn aus Wuppertal) seufzt: „Uff, menno, dat is zuviel des Juten, die müssen draußen bleiben.“
Er drückt den Durchsageknopf: „Nächster Halt: Duisburg. Dieser Zug fährt weiter nach Bottrop.“ Sofort laufen die Reisenden schockiert davon, der Waggon leert sich wieder ein wenig. Detlefsohn beißt zufrieden lächelnd in sein Knoppers. „Morgens halb zehn in Deutschland, mmmh.“
Notbremse gezogen
Vorne kommt der Endbahnhof bereits näher, für die Leitstelle das Signal, sprichwörtlich und buchstäblich die Notbremse zu ziehen. Der Zug bleibt abrupt stehen, eine Durchsage folgt: „Hallihallöle nochmals aus der Bordkabine, wir werden leider ein paar Minuten oder Monate aufgehalten durch einen Oberleitungsschaden, sieben Selbstmörder, schwere Sturmschäden und so weiter, reimt euch die Kacke einfach selbst zusammen, macht’s jut, bis denne, Antenne, San Frantschüssko, bis spätersilie!“
Per Schleudersitz rettet sich der Lokführer ins Freie, die anderen Fahrgäste sitzen fest.
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Tagespresse, die kulinarischen Grauslichkeiten der P▉▉fk▉ kann man auch schonender formulieren, das zahl ich euch heim!