Es ist eine schöne Tradition: Eltern lügen ihren Kindern ins Gesicht, dass ihre Geschenke von einem Christkind gebracht werden. Die Tagespresse und die österreichische Post fanden im Archiv alte Briefe ans Christkind von Menschen, die es heute teils bis in die St. Pöltener Spitzenpolitik oder zumindest nach Wien geschafft haben.
Herbert Kickl (8)
Liebes Christkind,
Trotz allen Unmuts treibt die unfassbare, unredliche 68er-Unkultur auch in der Volkskanzlerschule Villach, in der ich die 3B besuche, ihr Unwesen. Meine elitenhörige Echsenmenschen-Ethiklehrerin Prof. Ettler propagierte heute die paranormale panatlantische Phantasiegeschichte von der Gleichheit von Mann und Frau. Dass ich nicht lache, liebes Christkind.
Zu Weihnachten wünsche ich mir das Playmobil-Set „Festung Österreich“, das ferngesteuerte Auto „VW Phaeton“, und dass die Eva mit mir Eislaufen gehen will. Außerdem finde ich es eine unfassbare Ungerechtigkeit, dass ich von Akademie der bildenden Künste abgelehnt wurde, weil ich erst elf bin. Das wird kolossale Konsequenzen haben.
Stille Nacht, siegheilige Nacht,
Dein Herbert
Leonore Gewessler (9)
Hi Christkind,
Die Conny hat am Schulhof gesagt: „Wer sich nicht ein Busticket auf die Stirn tätowieren lässt, ist doof“. Daher wünsch ich mir eine Tattoomaster-5000-XL Tätowiermaschine. Bitte sag meinen Eltern nix, das soll eine Überraschung werden.
Aber Respekt, Respekt!
Dieser naive Glaube an echte Fotos in der Tagespresse verdient spezielle Anerkennung:
Gegen Bekanntgabe von Klarname und voller Adresse schicke ich dir eine große Packung Schüßler Salze gegen Leichtgläubigkeit.
Hatte ich eigentlich für ein Familienmitglied besorgt, damit es bei der nächsten Wahl nicht wieder auf die größten Populisten hereinfällt…